Alexei Lubimov (Klavier)
Biographie
Seine herausragende Position in der heutigen Musikszene verdankt Alexei Lubimov seinen überragenden Fähigkeiten in der historischen Aufführungspraxis einerseits und der Expertise für zeigenössische Musik – allen voran russischer Komponisten – andererseits. Zwischen diesen beiden Zentren seines künstlerischen Schaffens findet Alexei Lubimov Zeit für die Pflege des klassischen Repertoires von Mozart über Beethoven bis hin zu Rachmaninoff. Seine jüngeren CD Einspielungen werden von der Kritik regelmäßig über alle Maßen gelobt, als die eines Künstlers der besonderen Art.
Der 1944 in Moskau geborene Pianist begann seine musikalische Ausbildung an der zentralen Musikschule seiner Heimatstadt und studierte ab 1963 am Moskauer Konservatorium als einer der letzten Schüler von Heinrich Neuhaus. Schon damals erregte der Künstler mit seinem weit gespannten Repertoire vom Barock bis hin zur zeitgenössischen Musik Aufmerksamkeit in Musikerkreisen.
1968 gab er sein erstes Konzert mit Werken von John Cage und Terry Riley. In der ehemaligen Sowjetunion war das Eintreten des Künstlers für zeitgenössische westliche Musik nicht unumstritten – ideologische Kritik gipfelte in einem 7 Jahre andauernden Ausreiseverbot. Diese Zeit nutzend, konzentrierte Alexei Lubimov sein Schaffen auf die Arbeit mit Originalinstrumenten und gründete 1976 das Moskauer Barock-Quartett sowie, gemeinsam mit Tatjana Grindenko, die Moskauer Kammerakademie. Noch heute konzertiert Alexei Lubimov mit vielen bedeutenden Ensembles, die sich der Pflege historischer Aufführungspraxis verpflichtet fühlen.
Das Jahr 1987 markiert den Einstieg in die internationale Karriere von Alexei Lubimov. Klavierabende stehen dabei gleichberechtigt neben Orchesterkonzerten mit renommierten Orchestern weltweit. Die Partner am Pult waren unter anderem Vladimir Ashkenazy, Frans Brüggen, Neeme Järvi, Kirill Kondrashin, Christopher Hogwood, Charles Mackerras, Roger Norrington, Mikhail Pletnev, Gennady Roshdestvensky, Jukka-Pekka Saraste, Esa-Pekka Salonen, Marek Janowski oder Yan Pascal Tortelier. Von den Ensembles mit historischer Aufführungspraxis seien hier das Orchestra of the Age of Enlightenment, die Wiener Akademie und das Collegium Vocale Gent genannt.
Die Kammermusik bildet einen weiteren Schwerpunkt im Schaffen des Pianisten. Bei zahlreichen Festivals, wie zum Beispiel in Lockenhaus, den Salzburger Festspielen, in La Roque d’Anthéron, beim Carinthischen Sommer, den Münchner Opernfestspielen, den Berliner Festwochen oder dem Menuhin-Festival in Gstaad konzertiert Alexei Lubimov heute regelmäßig mit Partnern wie Natalia Gutman, Eduard Brunner, Peter Schreier, Andreas Staier, Heinrich Schiff oder Christian Tetzlaff.
Die Uraufführung der Endversion von Avo Pärt´s „Lamentate“ für Klavier und Orchester in Nordamerika wurde von Alexei Lubimov gespielt. Entsprechend spielte er auch die deutsche Premiere in Berlin und nahm das Werk in Stuttgart auf. In den letzten Jahren trat er unter anderen mit dem Orchestra of the Age of the Enlightenment, den Münchner Philharmonikern, dem SWR Stuttgart, dem DSO Berlin, dem Danish National Symphony Orchestra und dem RNO Moscow auf, auf dem Programm u. a. Werke von Beethoven, Strawinsky, Silvestrov und Pärt. 2010 standen unter anderem Orchesterkonzerte in London (Orchestra of the Age of Enlightenment and London Philharmonic), Budapest, Moskau und New York im Kalender. Solokonzerte sowohl auf historischen Instrumenten als auch mit zeitgenössischem Repertoire fanden sowohl bei Sommerfestivals als auch in wichtigen Metropolen Europas statt. 2011 spielte der Künstler erneut in New York – diesmal mit dem Budapest Festival Orchestra unter Ivan Fischer.
Alexei Lubimov fühlt sich – wie bereits erwähnt – besonders der zeitgenössischen Musik russischer Komponisten verpflichtet. Auf zwei Künstlerpersönlichkeiten sei hier besonders hingewiesen – einmal Valentin Silvestrov (eine Aufnahme mit Werken für Klavier und Orchester ist bei ECM erschienen) und zum anderen Galina Ustvolskaja, deren einzigartig komplexe Musik von der aktuellen Musikszene als besonders herausragend eingestuft wird.
Auf Schallplatte und CD, erschienen bei Melodia, Erato, BIS, Sony, ECM u. a. sind bereits über 30 Einspielungen des Künstlers dokumentiert, die von sämtlichen Mozart-Sonaten über Schubert, Chopin, Beethoven und Brahms bis hin zu Werken des 20. Jahrhunderts reichen. Die Veröffentlichung bei ECM “Der Bote” (2002) fand bei Publikum und Kritik eine geradezu hymnische Aufnahme. Das gleiche positive Echo konnte die CD “Messe Noire” im Jahr 2005 für sich verbuchen, erschienen ebenfalls bei ECM. Ganz aktuell sind bei „Zig-Zag Territoires“ zwei Aufnahmen jeweils auf historischen Instrumenten erschienen – zum einen Schuberts Impromtus und zum anderen die späten Beethoven-Sonaten. Auch diese letzten Einspielungen erhielten in Frankreich auszeichnungen.
Alexei Lubimov unterichtet aktuell am Moskauer Konservatorium und bekleidete viele Jahre eine Professur am Mozarteum in Salzburg.
Zuletzt aktualisiert am 07. Jun. 2011